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zum Arbeitsfeld Kultur & Management

Corona hat uns vom Imperativ der Kultur befreit

Wie wird sich der Kulturbetrieb nach Corona verändern? Darüber diskutieren Anne-Catherine Sutermeister, Chefin der Walliser Dienststelle für Kultur, und Pius Knüsel, ehemaliger Direktor Pro Helvetia und Co-Autor des Buchs «Der Kulturinfarkt». Ein offener Gedankenaustausch, wie man ihn aus Kulturkreisen lange vermisst hat.

Corona hat die Kulturszene hart getroffen. Was hat die Pandemie über den Zustand des Kulturbetriebs sichtbar gemacht?

Pius Knüsel (PK): Die Pandemie hat etwas Erstaunliches sichtbar gemacht: Die Kultur vor Corona war zu einem Imperativ geworden. Die Pandemie hat uns davon befreit. Die grosse Gewinnerin der Pandemie ist paradoxerweise die Natur. Überall draussen ist es voll und die Kulturhäuser sind immer noch leer.

Corona als Befreiung? Sehen Sie das auch so?

Anne-Catherine Sutermeister (AS): Es ist wahr, dass in der Branche dieser unglaubliche Druck herrscht, so viele Kulturveranstaltungen wie möglich zu sehen. Viele von uns waren am Anfang des Lockdowns erleichtert, als dieser Druck wegfiel. Dann kam aber sofort die digitale Alternative, mit neuen kulturellen Dienstleistungen, die mehr oder weniger funktionierten.

Heisst das, es gab ein zu grosses kulturelles Angebot?

PK: Vor Corona hat sich Kultur zum Hochleistungssport entwickelt wie die ganze Gesellschaft auch. Die Kulturförderung will zwar unterstützen, verschärft damit aber den Druck. Kulturschaffende müssen ja ständig produzieren, um Fördergelder zu erhalten. Nur das Neue ist interessant. Corona hat all das über Nacht weggefegt. Ein kompletter Kulturinfarkt.

Von dem sich wohl nicht alle erholen werden.

PK: Wohl kaum.

Fehlte während Corona nicht etwas?

AS: Doch. Nach der ersten Erleichterung kam sehr rasch der Konflikt zwischen Isoliertheit und dem Bedürfnis nach sinnlicher, intellektueller und spiritueller Erfahrung und nach menschlichen Kontakten. Ich begann mich zu fragen: Was brauche ich wirklich? Gehe ich nur an Konzerte, weil es eine Gewohnheit ist, oder bedeutet mir das etwas Wesentliches? Das Ganze war wie ein gesellschaftliches «Reset», ein Zurücksetzen.

Die Pandemie stellt eine Zäsur dar im Kulturbetrieb. Wird der Kulturbetrieb je wieder so sein wie vor Corona?

PK: Im Moment macht der Staat alles, um den institutionellen Teil der Kulturbranche über Wasser zu halten. Es gab bisher keine Konkurse. Aber ich stelle die Frage in den Raum: Hätte der Staat nicht frühzeitig die Situation nutzen und sagen müssen: Es braucht eine neue Kontingentierung! Wir müssen anders einteilen, Neues entwickeln und fördern und Kulturbetriebe transformieren, umwandeln oder auch sterben lassen. Die Geschichte zeigt, dass wo etwas stirbt, sofort Neues entsteht.

Das klingt jetzt aber hart.

PK: Der institutionelle Kultursektor wird wohl über eine längere Zeit eine Überkapazität behalten. Doch irgendwann wird man korrigieren müssen. Das wird eine ganz schwierige Aufgabe für Vorsteher von Kulturdienststellen und Politiker. Kulturschaffende fordern einfach: Wir brauchen jetzt mehr Geld, um das grössere Defizit aufzufangen. Das ist zwar verständlich, aber nicht nachhaltig. Institutionen, die nur noch von den Subventionen leben, sind nicht mehr dynamisch. Selbst erwirtschaftete Mittel sind immer auch ein Indikator dafür,  ob es noch jemanden gibt, der zuhören und zusehen will.

Wie sehen Sie das bei den kantonalen Institutionen wie Mediatheken, Archiv und Museen?

AS: Diese Einrichtungen sind im Gesetz verankert und sind auch eine Dienstleistung an der Bevölkerung. Wir überlegen aber, wie sich diese Institutionen weiterentwickeln können. Wie sieht das Museum von morgen aus? Macht es noch Sinn, Objekte in einer gewissen Interpretation zu zeigen, oder muss man eher ein Objekt infrage stellen und seine vielschichtigen Facetten diskutieren und unterschiedliche Interpretationen vorschlagen? Die Institutionen des Kulturerbes, die in den meisten Kulturförderungsgesetzen verankert sind, müssen und werden bleiben, aber die Geschäftsmodelle der Kultur sind im Wandel, und das ist sehr spannend zu beobachten; dies heisst natürlich auch, dass sich die Fördermodelle anpassen werden. Wir leben in einem spannenden Moment, wo man die Funktionsweise der Kultur hinterfragen kann.

Die Kulturschaffenden zeigten sich enttäuscht, dass die Kultur nicht als systemrelevant eingestuft wurde. Ist sie systemrelevant?

AS: Die Kultur wurde vom Bund in den unterschiedlichen Massnahmen als Unterhaltung eingestuft und nicht in ihrer sinnstiftenden, grundlegenden Funktion wahrgenommen. Der Schauspieler Jean Vilar sagte in den 1960er-Jahren: «Kultur ist eine öffentliche Dienstleistung wie die Elektrizität. Sie gehört zur Grundversorgung.» Die Unterhaltungs-Kategorisierung der Politik war ein grosser Schock für die Kulturszene. Es geht mir nun darum, diese wesentliche Funktion zu unterstreichen und zu unterstützen.

«Früher war die Kulturszene hyperkritisch gegenüber dem System, jetzt ist sie Teil des Systems.» Pius Knüsel

PK: Die Frage der Systemrelevanz macht keinen Sinn. Wäre die Kultur systemrelevant, hiesse das, dass sie Teil eines grösseren Räderwerks ist. Das ist sie nicht, sie funktioniert nicht nach vernünftigen Regeln. Sie besteht aus lauter Unberechenbarkeiten; das macht sie aufregend. Die Leute, die Kultur als systemrelevant sehen, meinen ja eigentlich immer nur ihre eigene Institution. Natürlich gibt es solche, die unersetzlich sind für ein interessantes Kulturleben. Aber nicht jede. Wenn man gewisse traditionelle Strukturen am Leben erhalten will, dann braucht es ein Theater oder ein historisches Museum, die eine spezifische Ausprägung von Kultur ausführen, modernisieren und in die Zukunft führen. Aber es bräuchte auch andere, neue Strukturen.

Aber ohne diese Relevanz schwindet der Anspruch auf Unterstützung.

PK: Wenn der Staat den Geldhahn ganz zudrehen würde (ein Horrorszenario, klar!), gäbe es trotzdem Kultur. Es gibt genug Länder auf der Welt, die keine Kulturförderung kennen und deswegen nicht von Barbaren bevölkert sind. Auch ihnen muss man Kultur zugestehen, sie wird einfach aus anderen Quellen gespeist, formt und strukturiert sich anders. Kulturförderung sorgt jedoch für Vielfalt. Ich würde sie auf jeden Fall beibehalten, aber freier gestalten, unkomplizierter, weniger auf Mauern, mehr auf Köpfe fokussiert.

Die Oberwalliser Kulturschaffenden machten mit der Aktion «Wier chumme zrugg» auf sich aufmerksam. Wie kam diese Aussage bei Ihnen an?

AS: Ich fand das eine super Initiative. Sie sagen damit, dass sie bereits dort waren und dass sie nun etwas Neues zu sagen haben. So interpretiere ich das. Sie wollen ein Statement abgeben. Vielleicht hat Corona ihre Fähigkeiten so transformiert, dass sie mit einer anderen Kraft zurückkommen werden.

PK: Das Selbstbewusstsein gefällt mir. Für mich stellt sich bloss die Frage: Woher kommen die Kulturschaffenden zurück? Während der Nazizeit gab es den Begriff des inneren Exils. Corona ist so etwas wie ein inneres Exil oder wie 18-monatige Exerzitien. Ich bin gespannt, was da passiert ist, was sich bei den Künstlern verändert hat.

Sind denn die Voraussetzungen für Neues gegeben?

AS: Wir überlegen uns, inwieweit in der Walliser Kulturpolitik die Bedingungen für Neues, anderes gegeben sind. Aber es kommt auch darauf an, ob sich die Künstler und Künstlerinnen trauen werden, dieses Anderssein durch- und umzusetzen. Wir fragen uns beispielsweise auch, ob die Rolle der Kulturpolitik mit ihren prägenden Auswirkungen zu stark ist. Deshalb stellen wir unterschiedliche Fördermassnahmen infrage, passen einige an und haben neue sehr offene Formen entwickelt, wie die Stipendien für künstlerische Forschung, die sich an Kunstschaffende aller Disziplinen richten.

Die Bereitschaft des Kulturpublikums, die Kulturbesuche wieder aufzunehmen, lag gemäss der Umfrage des Bundesamtes für Kultur (BAK) vom August 2020 bei nur 18 Prozent. Nicht einmal die Hälfte der Kultur-Abo-Inhaber will das Abo erneuern. Hat sich die Kultur von der Gesellschaft entfernt?

AS: Die Kultur hat sich nicht entfernt, aber beim Publikum sind noch sehr viele Ängste da, wie es eine von den Kantonen bestellte Studie auch belegt. Ich stelle das zum Beispiel beim eher älteren Publikum der klassischen Konzerte fest. Aber es wäre heikel, dieses Phänomen zu verallgemeinern. Man muss sich eher fragen, wie man dem Publikum das Vertrauen zurückgeben kann. Wir werden zum Beispiel mit dem Verein Kultur Wallis eine Kampagne starten, um dieses Vertrauen wieder aufzubauen.

PK: 18 Monate sind eine lange Entwöhnungszeit. Ich sehe aber die Gefahr, dass sich die institutionelle Kultur zunehmend in geschlossenen Kreisen bewegt und sich von der breiten sozialen Basis entfernt. Ich plädiere dafür, dass man den professionellen Sektor nicht noch stärker fördert, sondern dafür sorgt, dass sich mehr Menschen als Amateure betätigen können. Wer selbst ein Instrument spielt, interessiert sich mit Sicherheit mehr für das Geschehen auf einer Musikbühne.

Im Wallis müssen die Kulturakteure staatlichen Professionalitätskriterien genügen, damit sie Projekte bei den gängigen Fördergefässen einreichen können. Haben Amateure das Nachsehen?

AS: Ich bin dafür, Professionelle und Amateure zu unterstützen, aber im Moment haben wir leider dafür nicht genug Geld. Unsere Priorität ist es, den professionellen Künstlern korrekte Arbeitsbedingungen zu ermöglichen, aber auch die Laienproduktionen werden im Wallis unterstützt. Wenn ich ein paar Millionen mehr hätte, würde ich das Feld gerne erweitern! Wir haben aber festgestellt, dass die Laien im Grunde die Fördergelder des Kantons kaum brauchen, denn sie erhalten Unterstützung von Gemeinden, lokalen Unter-nehmen und vom Publikum und müssen nicht alle Mitmachenden bezahlen. Ich denke, hier geht es vielmehr um die Anerkennung der Arbeit.

Die Kulturfördergefässe mit klaren Kriterien wurden im Wallis in den letzten Jahren immer mehr. Inzwischen gibt es rund 80 Eingabemöglichkeiten mit ausführlichen Kriterien. Böse Zungen behaupten, dass Kulturschaffende zuerst die Förderkriterien lesen und dann ihre Projekte entwickeln. Wie gross darf der Einfluss des Kantons auf das Schaffen der Künstlerinnen und Künstler sein?

PK: Das ist nicht nur im Wallis so. Kriterien, Verordnungen, Leistungsvereinbarungen haben eine formatierende Wirkung auf das, was von Kreativen gemacht wird. In Vorschriften, Kriterien und Regeln erstickt viel kreativer Geist. Einerseits bei den Künstlern, die ihre Ideen an die Vorgaben anpassen (das mache ich bei meinen Gesuchen auch), und andererseits bei den Kulturfördereinrichtungen, die durch ihre eigenen Regeln gebunden sind. Sie können gar nicht über diesen Schatten springen. Dadurch wirkt vieles wie eingefroren, Neues kommt selten zum Zuge.

Ist eine Veränderung in der Walliser Kulturpolitik denkbar?

AS: Idealerweise sollten wir alle Kriterien bis auf zwei, drei über den Haufen werfen. Die verbleibenden Kriterien sollten den Hauptlinien der Kulturpolitik des neuen Staatsrates Mathias Reynard und seinen Visionen entsprechen. Mit solchen Voraussetzungen könnten einerseits kulturpolitische Ziele gesetzt werden und andererseits mehr Spielraum für freie Projekte entstehen. Das wäre das Ideal.

Ginge es den Kulturschaffen-den mit mehr Geld besser?

PK: Die Frage ist so alt wie die Kulturförderung. Es gibt viele Untersuchungen dazu. Sie zeigen, dass sich an der Einkommenslage der Kulturschaffenden wenig ändert, wenn der Staat das Förderbudget erhöht. Es gibt dann einfach einen grösseren Zustrom in die Kulturberufe. Das gehört zur Demokratisierung des Kultursektors; er steht heute potenziell jedem und jeder offen. Mehr Geld löst das Problem also nicht, sondern verstärkt die Anziehungskraft. Implizit sagt der Staat: Kultur ist attraktiv, kommt!

Im Wallis unterbreitet der Kulturrat dem Departement Anträge für die Erteilung von Subventionen und Stipendien, für Anschaffungen und Aufträge im Bereich der Kulturförderung. Im Kulturrat sitzen ausschliesslich Kulturschaffende, also unmittelbare Nutzniesser. Wie beurteilen Sie das?

AS: Früher gab es politische Gremien, die Kulturprojekte evaluiert haben. Es war ein historischer Schritt, zu sagen, wir trauen den Kunstschaffenden zu, dass sie fähig sind, andere künstlerische Werke zu beurteilen. Es stellt sich aber schon die Frage der genügenden Distanz. Es besteht die Gefahr von Seilschaften.

PK: Die Besetzung von Gremien mit Kulturschaffenden bringt Kompetenz rein, aber sie hat eine kritische Seite. Das ist die immer hermetischere Innensicht. Kulturschaffende in diesen Gremien verstehen ihre Aufgabe darin, ihr Umfeld zu verteidigen und ihre Interessen zu vertreten. Das kann zu Weltfremdheit führen.

Also bräuchte es Kulturratsmitglieder ausserhalb der Kulturszene?

AS: Diese Überlegungen muss man machen. Wir werden sehen, ob Mathias Reynard das auch befürwortet. Die Besetzung des Kulturrats mit Kulturakteuren ist Teil einer historischen Entwicklung und der Professionalisierung der Kulturszene. Es war eine wesentliche Etappe. Heute entstehen neue Überlegungen, u. a. auch bei Pro Helvetia, wo über die Diversität in den Entscheidungsgremien diskutiert wird. Widerspiegeln diese Gremien die Diversität der Walliser Bevölkerung? Die Zusammensetzung des Kulturrats sollte der Diversität der Bevölkerung z. B. mit den vielen Zuzügern entsprechen. Nur so wäre ein Aussenblick auf die Kultur möglich.

Die Kulturszene gibt sich gern gesellschaftskritisch. Wie schätzen Sie die Fähigkeit der Kulturschaffenden ein, mit Kritik an ihrem Schaffen umzugehen?

PK: Für meine Kritik am Kulturbetrieb im Buch «Der Kulturinfarkt» wurde ich als Nestbeschmutzer und Verräter beschimpft. Früher war die Kulturszene hyperkritisch gegenüber dem System, jetzt ist sie Teil des Systems. Das macht mir Sorgen. Deshalb finde ich es wichtig, dass es Medien gibt, die am Kulturbetrieb wie an einzelnen Produktionen seriöse Kritik üben. Sonst wird das System zum berühmten Elfenbeinturm. Wir konstatieren seit einem halben Jahrhundert eine wachsende Heiligsprechung der Kultur. So eine Heiligsprechung bedeutet auch, dass Kultur dem normalen Diskurs entzogen ist. Die Bedürftigkeit von Kultur ist ein Credo, das man nur um den Preis der Exkommunikation infrage stellt. Vielleicht sind wir wieder an jenem Punkt, wo die Kunst der – demokratischen – Macht spirituellen Glanz verleiht.

In den letzten Jahren wuchs das kulturelle Angebot stetig. Was nicht zunahm, ist das Kulturpublikum. Die immer mehr werdenden Kulturvermittlungsangebote scheinen nicht mehr Publikum anzuziehen.

AS: Gewisse Formen von Kulturvermittlung betrachte ich sehr kritisch. Man gerät sehr schnell in die Rollen des Wissenden und der Unwissenden. Ich sehe darin postkolonialistische und paternalistische Tendenzen. Davon sollten wir wegkommen. Ich plädiere für das Nicht-verstehen-Dürfen. Man kann tolle Erfahrungen machen, ohne alles zu verstehen. Im Hinblick auf den sozialen Zusammenhalt bewegen wir uns jetzt hin zur kulturellen Teilhabe. Zusammensitzen, uns austauschen und gemeinsam etwas machen. Dies passiert schon in der Dienststelle mit dem Programm «Kulturelle Teilhabe – Partizipative Projekte».

PK: Von mir aus kann man die Kulturvermittlung streichen. Sie hat den Anspruch, eine Brücke zu bauen zu all jenen, die nicht verstehen. Beim Publikum kommt das eher so an: Ich verstehe nicht, also bin ich doof. Das ist doch eine Erfahrung, die man lieber vermeidet. Man sollte vielmehr Kulturangebote schaffen, die auf verschiedenen Ebenen interessant sind, Anlässe, bei denen unterschiedliche Menschen zusammenkommen.

Während Corona ist ein neues Instrument der Kulturförderung entstanden: die Transformationshilfe. Was versprechen Sie sich davon?

AS: Die Nachhaltigkeit ist ein wichtiger Teil dieser Transformationsprojekte. Wie sieht es mit der Institution in fünf Jahren aus? Wie kann man sie stärken? Wir haben schon drei Millionen Franken, mit Bund und Kanton, in diese Transformationsprojekte investiert. Das ist enorm, wenn man sieht, dass ein jährliches Kulturförderbudget bei circa fünf Millionen Franken liegt. Es sollen Businessmodelle entstehen, mit Angeboten und neuen Partnerschaften, die wirtschaftlich und inhaltlich standhalten, auch wenn Corona wiederkommen sollte.

«Idealerweise sollten wir alle Kriterien bis auf zwei, drei über den Haufen werfen.» Anne-Catherine Sutermeister

Wo sehen Sie die Kultur in Zukunft?

PK: Im Garten. Die Grenzen zwischen privat und öffentlich, zwischen Amateur und Profi müssen verschwimmen. Es entstehen mehr ephemere, flüchtige Strukturen, die sich wieder auflösen. Pop-up passt nicht nur zu Modeläden. Ich denke da zum Beispiel an Konzerte in privaten Gärten. Das Publikum kann Musik hören, die es so noch nicht kennt, und bekommt einen Einblick in ein anderes Leben. Kultur als Medium des Einblicks im Kleinen. Daneben bräuchte es ein paar Ankerinstitutionen, die den traditionellen Kulturformen das Überleben sichern.

Das Interview erschien erstmals im Walliser Boten vom 6. Oktober 2021. Geführt wurde das Interview von Nathalie Benelli.