Wohin geht’s? Positionen und Beiträge
zum Arbeitsfeld Kultur & Management

Weiterbildung für zukunftsfähiges Kulturmanagement

Eine der Grundfragen, die sich ein Studienangebot zum Kulturmanagement stellen muss ist, welche Kompetenzen aktuell für das Management von Kulturprojekten und -organisationen benötigt werden. Oder anders gefragt: «Welches Management braucht die Kultur»? – Als im November 2023 das Stapferhaus Lenzburg unter diesem Titel zum Podiumsgespräch einlud, wurden wir im Vorfeld gefragt, wie sich das Kulturmanagementstudium über die Jahrzehnte entwickelt habe und welche Trends wir für die Zukunft sehen.

Die Antwort dafür liegt klar in einer Dynamisierung sowohl des Wissens und Lernens als auch in der Struktur von Studienformaten. Als vor rund 35 Jahren die ersten grundständigen Studiengänge für Kulturmanagement im deutschsprachigen Raum ins Leben gerufen wurden, musste sich das akademische Programm für die Professionalisierung von Kulturarbeit erst finden. Zunächst bestand es aus künstlerischen Fächern, kulturhistorischen und -soziologischen Inhalten, kombiniert mit klassischen Themen des Managements und des Rechts. Das Zusammendenken der Inhalte im Hinblick auf eigene Berufsziele im Feld der Kultur war weitgehend Aufgabe der Studierenden. Mehr und mehr bildete sich mit den Jahren ein auf den Kulturbereich angepasster Kanon heraus, auf dem auch die um das Jahr 2000 entstandenen Schweizer MAS-Abschlüsse aufbauen konnten.

Heute sehen wir, dass die statische Weitergabe von Tools und Bildungsinhalten nicht mehr zeitgemäss ist. Kulturmanagement – als Studien- und erst recht als Forschungsgebiet – ist komplexer geworden, und es ist geprägt von vielerlei Veränderungen. Für uns am SKM der Universität Basel ist es selbstverständlich geworden, das Curriculum laufend zu aktualisieren und anzupassen. Das Thema Nachhaltigkeit etwa war vor zehn Jahren ein Sonderexkurs, heute ist es aus dem Kulturmanagement nicht mehr wegzudenken. Künstliche Intelligenz, noch vor einem Jahr relativ neu, hat in rasantem Tempo Einfluss auf die Kultur, aber auch auf die Hochschulen genommen. Da heisst es: Expert:innen ausfindig machen und schnell reagieren. Die Chancen und Risiken künstlicher Intelligenz für den Kulturbereich waren noch vor kurzem kein breit rezipiertes Thema. Heute kommt kein Studiengang in Kulturmanagement aus, ohne eben dieses Thema mitzudenken. Ähnlich bei digitalen Formaten: Zwar befasste man sich schon vor der Corona-Pandemie mit der Digitalisierung. Nach der Pandemie jedoch waren alle Kulturakteur:innen wissens- und anwendungstechnisch auf einem ganz anderen Stand. Entsprechend wurden Lehrgänge wie der CAS «Kultur digital» thematisch grundlegend aktualisiert und an die neuen Erfordernisse angepasst.
Auch strukturell müssen Kulturmanagement-Studiengänge heute dynamisch und flexibel gestaltet werden. Die Arbeitsumgebung im Kulturbereich ist von permanenten Veränderungen geprägt, und diese Dynamik muss sich auch in den Studiengängen wiederfinden. Während ein MAS-Programm nach wie vor als Basis für Fach- und Führungspositionen anerkannt ist, können manche Themen auch in kürzeren Formaten modularisiert angeboten werden. Im Kern geht es im Studium nach wie vor um Wissen, Methoden, Anwendungen und deren Reflexion, es geht aber zunehmend auch darum, die Studierenden zu befähigen, einen Umgang mit Veränderung zu finden.

Derzeit befassen sich die Teilnehmenden des CAS «Innovation & Change im Kulturmanagement» intensiv mit Veränderungsprozessen im Kulturbereich. Dies beginnt mit einer Auseinandersetzung mit der Digitalisierung der Gesellschaft und der Arbeitswelt und führt zu den grossen Imperativen unserer Zeit, die Kulturorganisationen vor Herausforderungen bereits stellen oder noch stellen werden: Nachhaltigkeit, Diversität, Digitalität, verändertes Publikumsverhalten und gestiegene Kosten etc. Wie komplex sich diese Herausforderungen auf der Ebene der Organisation, aber auch von Teams oder einzelnen Personen gestalten, wenn es um konkreten Wandel geht, wird in diesem Lehrgang jeweils sehr schnell deutlich. Letztlich geht es auf unterschiedlichen Ebenen um «Veränderungskompetenz». Wie sich diese entwickeln und fördern lässt, ist wiederum ein Thema für die Studienangebote im Bereich Kulturmanagement. Denn hier ist der Ort, an dem idealerweise Wissen über gesellschaftliche Entwicklungen, Management-Know how und Methoden für den Umgang mit dem geradezu zwangsläufigen Wandel innerhalb von Kulturorganisationen zusammenkommen. Dabei ist es aus unserer Sicht essentiell, dass Methoden und Instrumente für den Alltag nicht nur vermittelt werden, sondern dass dies mit der Einordnung konkreter Fragen in die Spannungsfelder einhergeht, in denen sich das Kulturmanagement als Lernfeld befindet: In einem weiten Bogen von der Forschung zur Praxisumsetzung, aber auch im Spannungsfeld zwischen Gesellschaft, Organisation und den Künsten bzw. Kunstfreiheit – was wiederum die Faszination dieses Arbeitsfelds ausmacht.

Die Frage danach, welches Management die Kultur brauche, könnte in diesem Sinne auch so gestellt werden: Welche Transformationen braucht es im kulturellen Feld? Wie können gut ausgebildete Kulturmanager:innen dazu beitragen? Welche Kompetenzen brauchen sie dafür und wie können sie sich diese aneignen? Denn was wir in jedem Fall brauchen, ist ein Management, das der Komplexität und Dynamik unserer Zeit gewachsen ist.